Die Welt als Bedrohung. Der Ausweg heißt Nachhaltige Entwicklung
Konferenzbericht vom 12. bis 13. Dezember 2019
Aus der Einleitung:
Konflikte sind Motoren gesellschaftlicher Entwicklung. Deren Bearbeitung erfolgt mit Hilfe einer Fülle akzeptierter Regeln. Bricht aber diese Akzeptanz, weil Gegensätze überwiegen, Konsens verloren geht oder die Wahrnehmung von politischen Entscheidungen subjektiv als Überwältigung empfunden wird, stellt sich für den Einzelnen die Frage: Was tun?
Bringen uns Google, Wikipedia, Twitter und Facebook weiter? Das Internet infiziert und ist gleichzeitig aseptisch. Die Inhalte werden zwar von Menschen gemacht, aber sind in mancherlei Hinsicht „unmenschlich“. Die sogenannten „sozialen Medien“ schaffen sowohl Raum für negative Entäußerung in der Anonymität als auch positive Einmischung in die Politik und Mitgestaltung der Gesellschaft.
Aber tatsächlich „sozial“ ist nur, was Menschen verbindet. Deswegen ist es wichtig, dass wir nicht nur auf das Internet setzen, sondern tatsächlich Begegnung zur Auseinandersetzung organisieren: Auge in Auge ohne Scheuklappen. Kommunikation ist der dauerhafte Anspruch, uns Menschen als Subjekte und Beweger von gesellschaftlichen Veränderungen zu erkennen.
Als Hilfsmittel soll uns das Internet dazu willkommen sein. Ein Ersatz zum direkten Austausch in einer Demokratie ist es nicht und es bedarf auch immer wieder neuer Vorbilder aus Gesellschaft und Politik, damit eine anspruchsvolle Informations- und Bildungsarbeit auf Dauer gelingen kann. In der Demokratie muss Meinungsführerschaft mit Argumenten erkämpft werden. Wir dürfen diese nicht extremen Populisten überlassen und damit unsere eigenen Grundlagen zerstören.
Die Wahrnehmung der „Welt als Bedrohung“ blockiert die Dialogbereitschaft über notwendige gesellschaftliche Veränderungen, weil sie davon ausgeht, dass die Probleme immer bei den anderen liegen und das Eigene ohne die anderen besser funktioniert. Dabei wird völlig ignoriert, dass eine Herauslösung aus internationalen Zusammenhängen weder möglich noch wünschenswert ist. Ganz im Gegenteil: nur in enger europäischer und internationaler Kooperation und Diplomatie kann unser aller Wohlergehen, können deutsche Interessen in vorausschauende Konfliktlösungsstrategien eingebracht und gewahrt werden.
Eine Globalisierungsdebatte, die zum Schüren von Ängsten genutzt wird, u. a. durch die Verabsolutierung auch berechtigter nationaler Interessen, zerstört die multilaterale Weltordnung im Namen eines vermeintlich gebotenen nationalen Protektionismus’, der nicht Kontrolle zurückgewinnt, sondern Gemeinsamkeiten aushöhlt und zerstört. Diese Entsolidarisierung der in den letzten 75 Jahren sich aufbauenden Wertegemeinschaft einer – zumindest angestrebten – demokratischen Weltgemeinschaft stellt sich gegen den Geist aller UN-Nachhaltigkeitsziele.
Diese Fachtagung hat Menschen mit Verantwortung für Kommunikationsarbeit, unterschiedlichem Know How und dem Interesse an direktem Austausch zusammengeführt. Wir bedanken uns bei den Impulsgebern für den fachlichen Input und bei allen Teilnehmer*innen für die vorbehaltlose Auseinandersetzung damit. In unklarer Lage Verantwortung für die eigene Sprache – etwa Klarheit, Wertschätzung des Anderen, Entschleunigung – zu übernehmen ist ein Mittel, „Partei zu ergreifen“, damit wir der Umsetzung und Untersetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele gerecht werden und gefühlten oder tatsächlichen Bedrohungen entgegenwirken können.
Heinz-Joachim Lohmann, Axel von Hoerschelmann, Dr. Kambiz Ghawami, Holger Ehmke, Detlev Groß (Steuerungsgruppe)