Immer mehr Menschen sehen Steuerhinterziehung kritisch
Fachleute diskutieren Fragen der Tax Compliance an der Fachhochschule für Finanzen
- Erschienen am - Presemitteilung
Königs Wusterhausen – Die Steuerverwaltung muss sich verstärkt auf die Vermeidung von Steuerhinterziehung und die Prüfung von risikoreichen Steuerfällen konzentrieren. Das hat Brandenburgs Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski auf einer Fachtagung zum Thema der Steuerehrlichkeit an der Fachhochschule für Finanzen betont. Etwa 1,2 Millionen Steuererklärungen habe allein Brandenburgs Steuerverwaltung jährlich zu veranlagen. Das erfordere einen effizienten Ressourceneinsatz, unterstrich Trochowski. „Tax Compliance heißt in diesem Zusammenhang, sich auf die Fälle zu konzentrieren, die risikobehaftet sind“, führte die Finanzstaatssekretärin aus.
Auf dem Treffen an der Fachhochschule für Finanzen in Königs Wusterhausen diskutierten Fachexpertinnen und -experten einen Tag lang das Thema Steuerehrlichkeit und die Frage, wie erreicht werden kann, dass die Bürgerinnen und Bürger ihrer Pflicht nachkommen, Steuern abzuführen. „Tax Compliance – Chancen, Grenzen und Risiken“ war der Titel des Treffens, zu dem die Bundesfinanzakademie im Bundesministerium der Finanzen und das Ministerium der Finanzen des Landes Brandenburg eingeladen hatten. Dabei reichte der Fokus von der Brandenburgischen Finanzverwaltung bis nach China.
Neben Brandenburgs Finanzstaatsekretärin standen Vorträge weiterer Fachexpertinnen und Fachexperten auf dem Programm des Treffens. So sprach Prof. Dr. Roman Seer von der Ruhr-Universität Bochum über Tax Compliance und den „kooperativen Steuervollzug“. Rüdiger Schmittberg, Vorsitzender Richter und Vizepräsident des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg, beleuchtete das Thema „Gerichtliche Überprüfung des automatisieren Steuervollzugs“. Dr. Mareike Ohlberg vom Mercator Institute for China Studies in Berlin verdeutlichte die internationale Dimension des Themas und sprach zum „Social Credit System in China“.
Brandenburgs Finanzstaatssekretärin Trochowski betonte in ihren Ausführungen, dass das „Verhältnis zwischen Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern im Allgemeinen und zwischen der Steuerverwaltung und dem einzelnen Steuerpflichtigen im Besonderen“ in den letzten Jahren sich immer mehr vom einem Verhältnis der Über- und Unterordnung zu „einem Verhältnis auf Gegenseitigkeit“ entwickelt habe. Der Begriff „Tax Compliance“ bedeute in diesem Zusammenhang auch ein Geben und Nehmen und führe zu Gestaltungsfreiheit und Mitverantwortung. „Es sei zu spüren, dass angesichts von millionenschwerer Steuerhinterziehung durch Einzelne und organisiertem Steuerbetrug im In- und Ausland immer mehr Menschen und Unternehmen kritisieren, dass Steuerbetrüger sich nicht angemessen an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligen“, hob die Staatssekretärin hervor. Die Mehrheit der Unternehmen zahle bereitwillig Steuern, denn nur so „kann die Grundlage erhalten werden, die für den wirtschaftlichen Erfolg unabdingbar ist: Ein funktionierendes Gemeinwesen mit guter Bildung, Infrastruktur sowie auch sozialer Sicherheit und Stabilität“, betonte die Staatssekretärin. Auch dies spreche für eine Konzentration der Steuerverwaltung auf die Prüfung von risikoreichen Steuerfällen und auf die Vermeidung von Steuerhinterziehung.
Hintergrund
An der Fachhochschule für Finanzen und der Landesfinanzschule werden die zukünftigen Steuerbeamtinnen und Steuerbeamten des gehobenen und des mittleres Dienstes des Landes Brandenburg während der Theoriephasen ausgebildet. Beide Einrichtungen befinden sich in Königs Wusterhausen. Die praktischen Phasen der Ausbildung werden hingegen in einem heimatnahen Finanzamt des Landes absolviert. Gegenwärtig werden an der Fachhochschule für Finanzen in einem dreijährigen Studium rund 570 Studentinnen und Studenten und an der Landesfinanzschule in einer zweijährigen Ausbildung rund 450 Schülerinnen und Schüler aus den Ländern Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und des Bundeszentralamtes für Steuern ausgebildet (Stand 16.08.2018).
Mehr Informationen unter: www.afz-kw.brandenburg.de
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