„Zugabe“ für den neuen Landtag
Erster Spatenstich zur Errichtung des Siegerentwurfs im Wettbewerb „Kunst am Bau“/ Zwei illusionistische Pavillons entstehen im Landtag-Innenhof
- Erschienen am - PresemitteilungPotsdam – Der neue Landtag des Landes Brandenburg – der Mitte Januar 2014 mit einem Eröffnungswochenende offiziell seinen Betrieb aufnahm – erhält eine „Zugabe“. Das ist der Titel des Kunstwerks von Florian Dombois, der mit dieser Arbeit den vom Ministerium der Finanzen ausgelobten Wettbewerb „Kunst am Bau“ gewann. Am morgigen Montag wird der erste Spatenstich im Innenhof gesetzt zur Errichtung des Kunstwerks, das aus zwei illusionistischen Pavillons besteht, abgeleitet aus dem Zentraloval des Schlosses Sanssouci. Wenn die Arbeiten plangemäß vonstatten gehen können, wird vom 28. bis 30. April der erste der beiden Pavillons errichtet. Bis zum Sommer soll das Gesamtkunstwerk fertig erstellt sein. Am 13. Juni 2012 hatte die Wettbewerbs-Jury sich in der abschließenden Sitzung für die Arbeit „Zugabe“ als Sieger entschieden.
Gerrit Große, Vizepräsidentin des Landtages und Mitglied der Wettbewerbs-Jury: „Ich bin froh, dass nun auch der Siegerentwurf des Wettbewerbs ,Kunst am Bau‘ konkrete Formen annehmen wird und wir bald die Arbeiten des Künstlers Florian Dombois bestaunen können. Sehr gespannt bin ich schon jetzt auf die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher.“
Finanzminister Christian Görke: „Am 10. Oktober des vergangenen Jahres hat das Finanzministerium – das den Bau des Landtags beauftragt und begleitet hat – das fertige Gebäude an den Landtagspräsidenten übergeben. Nun, nach dem Winter wird mit dem Kunstwerk „Zugabe“ im übertragenen Sinne der Schlussstein für das neue Landtagsgebäude gesetzt. Wie es sich für anspruchsvolle Kunst gehört, soll diese nicht nur Zierde sein, sondern auch zum Nachdenken und Diskutieren einladen. Die Jury hat hierzu eine ausgezeichnete Wahl getroffen.“
Auf Entscheidung der Jury hin war bereits neben der erstplatzierten auch die im Wettbewerb zweitplatzierte Arbeit umgesetzt worden. Seit Oktober 2013 ist an der Außenfassade des Landtagsneubaus der goldene Schriftzug mit den Worten „Ceci n’est pas un chateau“ zu sehen. Mit dieser Arbeit hatte Annette Paul aus Potsdam den zweiten Platz im Wettbewerb belegt.
Für die Realisierung der erst- und zweitplatzierten Kunstwerke stehen insgesamt 480.000 Euro (brutto) zur Verfügung. Als Preisgeld gab es daneben insgesamt 28.000 Euro. Dabei war der 1. Preis mit 11.333 Euro dotiert, der 2. Preis mit 9.333 Euro und der 3. Preis mit 7.333 Euro. Damit ist der Wettbewerb „Kunst am Bau“ für den Landtagsneubau nach Angaben des Finanzministeriums der größte Wettbewerb dieser Art des Landes in dieser Legislaturperiode.
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Hintergrundinformation:
Mehr zum Landtagsneubau finden Sie im Internet unter: www.mdf.brandenburg.de/de/landtagsneubau
Wettbewerb:
Im Rahmen des zweistufigen Wettbewerbes „Kunst am Bau“ für den Innenhof des Landtagsneubaus, den das Finanzministerium ausgelobt hatte, wurden Künstlerinnen und Künstler aufgefordert, eine künstlerische Intervention für den Außenbereich (Innenhof) des neuen Gebäudes zu entwerfen.
Der erste Wettbewerbspreis ging an den Künstler Florian Dombois aus Köln. Seine Arbeit „Zugabe“ sieht zwei kulissenhafte, illusionistische Pavillons vor, die in ihrer Gestaltung aus dem Zentraloval des Schlosses Sanssouci abgeleitet sind und im Maßstab verändert werden. Die Arbeit erlaubt nicht nur einen starken Bezug zu Potsdams touristischer Ikone, sondern fordert auch zu unterschiedlicher Lesbarkeit auf, zum Beispiel als kritischer Ansatz für den Verlust von Orten als Ergebnis der Globalisierungsprozesse.
„Zugabe“ interessiert die Verwirrung, die mit der Ergänzung entsteht und wird vom Künstler der Site Specific Art zugeordnet. Diese Werke werden für einen speziellen Ort geschaffen, die nur am diesem Ort möglich sind und ihre Kraft dort entfalten können.
In der ersten Phase des Wettbewerbs (Arbeit 3027) waren die beiden Pavillons aus Backstein gebaut. Auf Grund der Traglasten sind die Pavillons in der zweiten Phase grundlegend neu konzipiert worden. Die analoge Nachbildung der Vorlagen ist einer „technisch effizienteren und in der Wirkung raffinierteren Version“ gewichen. „Eine modernistische Adaption der Rokoko-Architektur“ ergibt illusionistische Pavillons mit immer neuen, unterschiedlichen, verborgenen Ansichten. Die dadurch entstehenden optischen Verzerrungen haben für den Künstler sowohl einen historischen als auch einen zeitgenössischen ikonografischen Bezug. Die beiden in der Größe unterschiedlichen Pavillons (6,80 Meter x 5,10 Meter und 5,50 Meter x 4,10 Meter) werden mittels dreier Flächen zu einer Raumhülle, die als ein Koordinatenkreuz realisiert werden und die, wie ursprünglich geplant, auf beiden Grünflächen jeweils im goldenen Schnitt platziert sind. Sie bleiben begehbar. In der nun zur Ausführung kommenden Version verzichtet der Entwurf auf ein Bauvolumen. Es sollen bedruckte und bemalte Wandscheiben aus Leichtbaumaterial im ovalen Betonfundament (6,80 Meter x 5,10 Meter bzw. 5,50 Meter x 4,10 Meter) verankert werden. So werden verstärkt die zeitgenössischen Gedanken der Ortsspezifik und des „Alles-kann-verschoben-werden“ thematisiert. Auf diese Weise steht Dombois’ Kunstwerk in einem Dialog mit den Schlössern und Gärten, die Potsdam prägen.
Auf den zweiten Platz kam Annette Paul aus Potsdam mit einem goldenen Schriftzug mit den Worten „Ceci n’est pas un chateau“. In ihrer Arbeit bezieht sich die Künstlerin auf ein berühmtes Bild einer Pfeife von Rene Magritte, unter der die Worte „Ceci n’est pas une pipe“ stehen. Magritte problematisiert die Abbildhaftigkeit, die gemalte Pfeife ist nur ein Bild und nicht der Gegenstand. Die Künstlerin überträgt diese Infragestellung in überzeugender Weise auf den Landtagsneubau, denn dieser ist kein Schloss (Ceci n’est pas un chateau.).
Verfahrensform:
Der Wettbewerb fand in offener Form und zwei Phasen – orientiert an den Richtlinien des Leitfadens „Kunst am Bau“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – statt. In der ersten Phase wurde von den Teilnehmern die Darstellung von Konzepten erwartet, die es dem Preisgericht ermöglichten, einerseits anonym die Entwurfsansätze mit den größten Entwicklungspotenzialen für eine Weiterbearbeitung in der zweiten Phase auszuwählen und andererseits Empfehlungen für die weitere Bearbeitung zu formulieren. In der ersten Phase wurden 100 Arbeiten eingereicht. Aus diesen wählte die Jury in ihrer ersten Sitzung am 2. März 2012 elf Arbeiten aus, die von ihren Verfassern in der zweiten Phase weiter bearbeitet wurden. Zum Abschluss fand am 13. Juni 2012 die Preisgerichtssitzung der zweiten Phase des Wettbewerbs „Kunst am Bau“ statt, bei der die Sieger ausgewählt wurden.
Die erste Phase des Wettbewerbs wurde anonym durchgeführt, in der zweiten Phase hingegen wurde die Anonymität gegenüber der Wettbewerbsjury aufgehoben. Dies eröffnete dann in einem Teilnehmerworkshop die Chance zum direkten Dialog zwischen den Künstlern und dem Preisgericht.
Kunst am Bau:
Im Rahmen des staatlichen und staatlich geförderten Hochbaus ist es das Ziel des Landes Brandenburg, einen Beitrag zu einer hohen Qualität der gebauten Umwelt zu leisten. Daher wird bei öffentlichen Bauvorhaben ein Budget für Kunst am Bau zur Verfügung gestellt. Projektbezogene, speziell für den Ort geschaffene Kunstwerke sollen einen kulturellen Mehrwert für den Ort und die Architektur schaffen; gleichzeitig sind sie finanzielle Unterstützung für Kunst und Kultur im Land.