Flüchtlinge in Potsdam: DRK berichtet über die Landesliegenschaft Heinrich-Mann-Allee

- Erschienen am 12.11.2015

PotsdamAlfred Hasenoehrl, krisenerprobter DRK-Koordinierungschef für die ZABH-Außenstelle Heinrich-Mann-Allee, war zu Gast im BLB und berichtete aus erster Hand über die Flüchtlingsunterbringung auf der Heinrich-Mann-Allee 103.

Derzeit befinden sich hier 300 Flüchtlinge – überwiegend junge Männer sowie ein paar Familien. Für letztere steht das Haus 14 zur Verfügung. Gerade werden acht Leichtbauhallen aufgebaut für weitere 480 Plätze. Niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wann und wieviele Menschen im Laufe der nächsten Tage und Wochen in Deutschland, Brandenburg und Potsdam ankommen. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt aktuell ein bis zwei Wochen, dann geht es weiter in die Landkreise und Kommunen.

Nach Ankunft in der Heinrich-Mann-Allee werden die Menschen registriert und erhalten vom DRK einen Ausweis für die Liegenschaft. Kranke werden ins Bergmann-Klinikum gebracht. Die große Mehrheit, so Alfred Hasenoehrl, sei aber sehr gesund. Ein Gesundheitsrisiko bestehe nicht.

Dann erfolgt die Einweisung in den Tagesablauf und die Zimmerverteilung. Hier werde darauf geachtet, dass Nationalitäten, Freunde und Familien zusammen bleiben. 70 Prozent der Ankommenden sind Syrer, 20 Prozent Afghanen, einige Pakistani und Eritreer. Ein kleiner Teil kommt aus Westafrika.

Arabisch ist die Sprache der Verständigung, Englisch sprechen nur wenige. Deshalb hat Hasenoehrl bei der Zusammenstellung seines 32-köpfigen Teams auf eine gute Mischung an Menschen und Kompetenzen geachtet. Mehrere seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen Arabisch, was die Kommunikation sehr erleichtert und eine Verständigung auf Augenhöhe ermöglicht.

Die Freizeitgestaltung, insbesondere für die Wintermonate, wird gerade organisiert. Angedacht sind Sprachkurse, ein Kinderspielzimmer und Platz für Sportmöglichkeiten. Die Reise- und Bewegungsmöglichkeit der Flüchtlinge ist auf Berlin und Brandenburg beschränkt.

Für viele, so Hasenoehrl, sei aber Ruhe erst einmal das Wichtigste. Die meist wochenlange Flucht ist gerade erst vorbei. Nach langer Zeit können sie das erste Mal durchatmen und angstfrei sein. Entsprechend verunsichert seien einige – auch im Umgang mit den unbekannten Menschen um sie herum. Das Kennenlernen der neuen Umgebung und eine Integration sei ein nicht einfacher aber extrem wichtiger Prozess. Doch das brauche Zeit.

Die Geschäftsführer des BLB, Volker Bargfrede und Norbert John, ergänzten: „Dieser Prozess gelingt am besten aus beiden Richtungen. Dies setzt unsere Bereitschaft und Menschlichkeit voraus. Immer wieder berichten uns Kolleginnen und Kollegen begeistert, wie sie von den Flüchtlingen freundlich gegrüßt werden. Oft schon auf Deutsch. Dies zu erwidern nimmt Unsicherheit auf beiden Seiten und signalisiert Akzeptanz. Integration und Kommunikation – das ist nicht einseitig. Wir alle sind Empfänger und Sender. Jeder kann wohlwollend daran teilnehmen. Respekt und Freundlichkeit öffnen die meisten fest verschlossenen Türen.“

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Datum
12.11.2015