Erinnerung an Leid, Unrecht und Verbrechen wachhalten

Finanzminister Christian Görke und Kulturstaatssekretärin Ulrike Gutheil gedenken in Potsdam der Opfer der Novemberpogrome von 1938

- Erschienen am 09.11.2016 - Presemitteilung 72/2016

Finanzminister Christian Görke und Kulturstaatssekretärin Ulrike Gutheil nehmen heute in Potsdam an der Gedenkveranstaltung für die Opfer der Novemberpogrome im Jahr 1938 teil und legen im Namen der Landesregierung einen Kranz am Standort der ehemaligen Synagoge am Platz der Einheit nieder. Die Gedenkveranstaltung wird von der Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde, der Synagogengemeinde, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Potsdam e.V., des Evangelischen Kirchenkreises und der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul ausgerichtet.

Finanzminister Christian Görke verweist anlässlich der Gedenkveranstaltung auf die Verpflichtung aller Deutschen, sich der Geschichte ihres Landes immer und auch gerade in der heutigen Zeit bewusst zu bleiben. „Wir gedenken am heutigen Tag der Millionen Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Schwulen und Lesben und politisch Andersdenkenden, die unter den Nazis gequält, gefoltert und ermordet worden sind. Ausländerhass, Rassismus und Antisemitismus dürfen nie wieder das Bild Deutschlands bestimmen. Gerade am heutigen Tag möchte ich diejenigen Menschen ermutigen, die den friedlichen und weltoffenen Charakter unserer Gesellschaft Tag für Tag stärken, nicht nachzulassen. Zeigen wir gemeinsam und immer wieder, dass unser Land aus der Geschichte gelernt hat.“

Kulturstaatssekretärin Ulrike Gutheil mahnt angesichts des 78. Jahrestages der Novemberpogrome an die Pflicht zu Erinnerung. „Die Novemberpogrome im Jahr 1938 waren eine Zäsur: Sie markierten nach der vorangegangenen schrittweisen Entrechtung von Juden in Deutschland den Beginn der systematischen Verfolgung und des kurz darauf begonnenen, staatlich verordneten Massenmords. Viel zu viele haben damals dabei zugesehen, nicht wenige sind zu Mittätern nationalsozialistischer Willkür und Grausamkeit geworden. Die Erinnerung an das damals geschehene Leid, das Unrecht und die Verbrechen muss wachgehalten werden – diese Pflicht zur Erinnerung ist heute, da sich Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus wieder ausbreiten, wichtiger denn je. Der 9. November erinnert uns jedes Jahr erneut daran, dass wir niemals aufhören dürfen, für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, ein friedliches Miteinander und den Schutz von Minderheiten einzutreten – für ein Leben ohne religiösen Hass, ohne nationalen Hochmut und ohne politische Verblendung.“

Hintergrund zu den Novemberpogromen:

In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 organisierten SA- und SS-Trupps gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Mehrere hundert Synagogen wurden in Brand gesetzt, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Die Pogromnacht forderte rund 400 Todesopfer. Insgesamt 30.000 Juden wurden in dieser Nacht und den folgenden Tagen verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Die antisemitischen Ausschreitungen waren von der NS-Führung organisiert, die die Diskriminierung und Verfolgung jüdischer Bürgerinnen und Bürger seit der „Machtergreifung“ Hitlers im Jahr 1933 systematisch vorangetrieben hatte. Die Pogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die wenige Jahre später in die Shoa, die Vernichtung der europäischen Juden, mündete.

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Ident-Nr
72/2016
Datum
09.11.2016