Europaurkunden verliehen – Brandenburg würdigt Engagement für Europa

Katrin Lange verleiht Europaurkunden an 24 verschiedene Preisträger - Erstmals auch Teilnehmer eines Malwettbewerbes prämiert

- Erschienen am 09.05.2022 - Pressemitteilung 28/2022

Potsdam – Für ihr „herausragendes Engagement für die europäische Idee und ein friedliches Miteinander über Nationalgrenzen hinweg“ hat Europaministerin Katrin Lange heute 24 Personen, Initiativen und Organisationen die Europaurkunde verliehen. Die Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich auf ganz unterschiedlichen Feldern für ein europäisches Miteinander ein, unter anderem in der Partnerschaftsarbeit zwischen Deutschland und seinen Nachbarn, der Jugendarbeit oder der Arbeit mit Flüchtlingen.

Lange sagte bei der Veranstaltung, die dieses Jahr im Havelsaal der Industrie- und Handelskammer Potsdam stattfand: „Die Verleihung der Europaurkunden ist in Brandenburg bereits eine schöne und wichtige Tradition. Mit ihr feiern wir das Engagement von Menschen, die sich für die europäische Idee und internationale Zusammenarbeit einsetzen. Wir wollen mit dieser Ehrung diejenigen in den Vordergrund rücken, die oftmals eher im Hintergrund wirken. In Zeiten des Krieges im Osten Europas ist dieses Zeichen heute umso wichtiger.“

Beispielsweise gehört zu den Ausgezeichneten auch Bożena Buchowicz, die sich seit Anfang der 1990er Jahre aktiv für die Versöhnung und die gutnachbarschaftlichen Beziehungen in der deutsch-polnischen Grenzregion einsetzt. Ebenfalls erhielt Nabil Abo Nasser, der im April 2017 in Cottbus das Geflüchteten Netzwerk Cottbus initiierte und sich seither für Geflüchtete in der Lausitz einsetzt, eine Europaurkunde. Aber auch Gruppen wurden prämiert, wie zum Beispiel das Deutsch-Polnische Jugendorchester, das 1973 entstand und entlang der Oder-Neiße das erste und älteste der bestehenden deutsch-polnischen Jugendorchester ist.

Erstmals wurden in diesem Jahr auch Brandenburger Schülerinnen und Schüler ausgezeichnet. Sie hatten an einem Malwettbewerb der Europe Direct Zentren des Landes, der unter dem Motto „zukunft.eu – Europas Zukunft gemeinsam gestalten“ stand, teilgenommen.

Ich freue mich sehr, dass so viele Kinder und Jugendliche beim Malwettbewerb teilgenommen haben und uns mit sehr kreativen Bildern ihre Ideen zum Thema ‚zukunft.eu – Europas Zukunft gemeinsam gestalten‘ zeigen“, betonte Europaministerin Lange, die in diesem Jahr die Schirmherrschaft für den Wettbewerb übernommen hatte.

Brandenburgs Europastaatssekretär und Polenbeauftragter Jobst-Hinrich Ubbelohde hob hervor, dass der engagierte Einsatz der Preisträgerinnen und Preisträger zeige, wie tief verwurzelt das europäische Engagement im Land Brandenburg ist: „Alle Ausgezeichneten befördern auf unterschiedlichste Weise die europäische Idee in Brandenburg und tragen zu einer lebendigen und vertieften Nachbarschaft vor allem mit Polen bei. Das vielfältige Miteinander bildet ein gutes europäisches Fundament. Letztendlich haben die Pandemiemonate gezeigt wie wichtig die Nachbarschaft vor Ort ist.“

Alle Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick

Professor Dr.-Ing. Hans Joachim Krautz

Hans Joachim Krautz engagiert sich für die grenzüberschreitende Kooperation der Hochschulen.

Dr. Magdalena Abraham-Diefenbach

Magdalena Abraham-Diefenbach engagiert sich seit vielen Jahren für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Grenze, Region und Migration aus historischer Perspektiv und arbeitet ehrenamtlich im Verein Institut für angewandte Geschichte e.V.

Deutsch-Polnisches Jugendorchester

Repräsentanten:

Prof. Maciej Ogarek

Hannes Metze-Stuyven

Das Deutsch-Polnische Jugendorchester wurde 1973 anlässlich eines Konzertes in Eberswalde gegründet und ist entlang der Oder-Neiße das erste und älteste der bestehenden deutsch-polnischen Jugendorchester. Insgesamt umfasst die sinfonische Besetzung 70 deutsche und polnische Jugendliche im Alter zwischen 13 und 20 Jahren.

Krystyna und
Lutz-Peter Anton

Krystyna und Lutz-Peter Anton engagieren sich seit 20 Jahren nahezu „rund um die Uhr“, sei es im Seniorenbeirat, bei der Jugendfeuerwehr oder als Dolmetscherin. Beide füllen die Partnerschaft zur Partnergemeinde Lewin Kłodzki unter anderem mit etlichen Veranstaltungen, Austauschen oder Ferienlagern vor allem für Jugendliche mit Leben.

Bożena Buchowicz

Bożena Buchowicz engagiert sich seit Anfang der 1990er Jahre aktiv für die Versöhnung und die nachbarschaftlichen Beziehungen in der deutsch-polnischen Grenzregion. Sie war Mitgründerin der Euroregion "Spree-Neiße-Bober" und wurde 1994 deren Leiterin. Dank ihrer Initiativen kamen viele der Partnerschaften zwischen Gemeinden und Landkreisen in der früheren Wojewodschaft Zielona Góra und später in Lubuskie zustande, aber auch polnisch-deutsche Partnerschaften im deutsch-polnischen Grenzraum. Besonders hervorzuheben sind dabei die "Hochwasserpartnerschaften" im Zusammenhang mit der Jahrhundertflut 1997. Sie selbst koordinierte den Transport der Hilfsgüter aus Deutschland.

Verbuendungshaus fforst e.V.

stellvertretend für den Verein:

Inga Hengst

Seit bereits 15 Jahren gibt es das verbuendungshaus fforst, ein kreatives internationales selbstverwaltetes Wohnprojekt, in der Grenzstadt Frankfurt (Oder). Das deutsch-polnische Projekt startete mit kulturellem Austausch Studierender beiderseits der Oder sowie mit dem Ziel, den Rückbau von Plattenbauten in der Innenstadt zu verhindern.

Jacek Jeremicz

Jacek Jeremicz war als Angestellter der Stadt Gorzów Beauftragter für die Deutsch-Polnischen Beziehungen und pflegte intensive Kontakte zum Landkreis Märkisch-Oderland. Ehrenamtlich organisierte er Treffen für die ehemaligen Bewohner von Landsberg an der Wahrte, grenzüberschreitende Treffen von politischen Verantwortlichen sowie den Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern beiderseits der Grenze. Zudem war er für die Gestaltung und Umsetzung des Projektes „Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen im II. Weltkrieg - Folgen und Ereignisse“ verantwortlich.

Łukasz Gic

Łukasz Gic hat sich im Rahmen der polnischen Justizreform und hier vor allem bei der Förderung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Bereich der Strafverfolgung engagiert. Besonders im grenznahen Raum ist es ihm ein Anliegen, den auf deutscher Seite bestehenden Ressentiments gegen Bürgerinnen und Bürger aus der Republik Polen entgegen zu wirken.

Schloß Trebnitz Bildungs-und Begegnungszentrum e. V.

 

stellvertretend für den Verein: Frau Doris Steinkraus

 

Der Verein Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszen trum e. V. wurde 1992 gegründet und übernahm die Instandsetzung und Bewirtschaftung des Schlosses als Bildungs- und Begegnungszentrum sowie kulturelles Zentrum im ländlichen Raum. Der Verein fördert die emanzipatorische Erziehung von Kindern und Jugendlichen durch integrative und inklusive Bildungsangebote und internationale Begegnungen. Die Verständigung junger Menschen aus Ost- und Westeuropa steht dabei im Mittelpunkt.

Verein für deutsch-französische Studienbeziehungen e. V.

Stellvertretend für den Verein: Arthur d'Audeville

Der von Studierenden geführte Verein unterstützt Studierende im Rahmen des Auslandsaufenthalts und mit Kursen. Zudem wird durch gemeinsame Veranstaltungen der kulturelle Austausch gefördert, Veranstaltungen und Führungen zur Vernetzung bieten Anregungen für Praktikumsmöglichkeiten.

Ivana Bilej Brouková

Die in Prag lebende Sängerin konzertierte bereits häufig in Brandenburg. In ihren Programmen werden fast immer deutsch-tschechische Bezüge thematisiert, so beispielsweise mit der Musik von böhmischen Komponisten aus der friderizianischen Hofkapelle. Besonders hervorzuheben ist Ivana Bilej Broukovás ehrenamtliches Engagement für die Uckermärkischen Musikwochen.

Helmut Kautz

Der Pfarrer Helmut Kautz engagiert sich nicht nur für seine Gemeinde, sondern half seit 2012 mehr als 600 Flüchtlingen beim Start in ihr neues Leben und gab vor allem den Kindern der Familien eine Zukunft. Er initiierte die Erich Hahn-Stiftung und setzt sich für Völkerverständigung ein, indem er den Austausch von Jugendgruppen zwischen Deutschland und Israel organisiert. Unter dem Motto, „Europa sind wir – Pferde bringen Frieden“ fuhr ein unter anderem von ihm organisierter Treck von sieben Planwagen und einem Glockenwagen von Brück über Polen, Kaliningrad, Litauen, Estland und Lettland nach Weliki Nowgorod in Russland.

Nabil Abo Nasser

Das „Geflüchteten Netzwerk Cottbus“ wurde im April 2017 unter Federführung von Nabil Abo Nasser gegründet und besteht seit November 2018 als eingetragener gemeinnütziger Verein.

Nabil Abo Nasser kam im Dezember 2014 aus Syrien in die Lausitz und baute ab 2017 mit anderen Geflüchteten das Netzwerk auf. Er entwickelte es zu einem selbstorganisierten Netzwerk und zu einem wichtigen Ansprechpartner für Geflüchtete aus verschiedenen Ländern.

Angelo Raciti

Kento Uchiyama

Julia Elena Araújo Barragan

Lada Schornik

Im Rahmen der Partnerschaft des Landkreises Prignitz mit dem Kreis Alba (Rumänien) reisten im Dezember 2021 vier Opernsänger/innen der Lotte-Lehmann Akademie Perleberg in die Kreishauptstadt Alba Iulia, um an einem gemeinsamen Konzert während der Nationaltagsfeier Rumäniens teilzunehmen. Das Konzert wurde gemeinsam mit dem rumänischen Symphonieorchester durchgeführt. Die Sängerinnen und Sänger setzten das Konzert innerhalb von drei Monaten ehrenamtlich um.

Andreas Schoop

Andreas Schoop ist seit Jahren ehrenamtlich bei der Baltic Sea Subregional State Conference (BSSSC) aktiv. Er organisiert internationale Begegnungen und führt Filmworkshops durch, darunter deutsch-polnische, deutsch-belarussische oder mehrnationale Begegnungen zu diversen Themen (vor allem Frieden, Medienkompetenz), die er auch filmisch umsetzt. Ein übergeordnetes Ziel dieser Projekte ist die Förderung der Partizipation junger Menschen, interkulturelle Verständigung und der Abbau von Vorurteilen. Mittlerweile ist er einer der zwei Jugendvertreter im Vorstand des BSSSC.

Stefan Eisermann

und

Afou Abdul Rahim

Das Projekt „Botschafterschule für das Europäische Parlament“ dient dazu, ein europaweites Netzwerk zwischen Schulen aufzubauen. Die Juniorbotschafter Stefan Eisermann und Afou Abdul Rahim vermitteln an ihrer Schule für die Mitschülerinnen und -schüler mit den vom Europäische Parlament bereitgestellten Materialien aktuelle europäische Themen, die Bedeutung der EU sowie europäische Mitwirkungsmöglichkeiten. Sie vernetzen sich zudem mit den Botschafterinnen und Botschaftern der Botschafterschulen in anderen Ländern der EU und nehmen an Veranstaltungen wie beispielsweise dem European Youth Event in Straßburg teil.

Akhmed Iznaurov

Der Schüler Akhmed Iznaurov engagiert sich ehrenamtlich für die Integration von tschetschenischen Kindern in der Oberschule C.-F. Grabow in Prenzlau. Akhmed Iznaurov kennt die Schwierigkeiten einer neuen Lebenssituation aus eigener Erfahrung. Er hilft anderen im Schulalltag und unterstützt als Dolmetscher und Moderator bei Streitigkeiten.

Auszubildende des Lernbereichs Gastronomie des OSZ Uckermark in Prenzlau

stellvertretend:
Fr. Irena Eberl

Die jungen Menschen des Oberstufenzentrums zeichnen sich durch hohes Engagement in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit aus. Regelmäßig finden gegenseitige Besuche mit den polnischen Partnerschulen zu unterschiedlichen Projektthemen zur Förderung der fachlichen und sozialen sowie auch interkulturellen Kompetenz statt. Besonders im Fokus steht der fachliche Austausch und die Bereitschaft sich berufsbezogene grenzüberschreitende Zusatzkenntnisse im Bereich Gastronomie anzueignen beispielsweise beim diesjährigen INTERREG-Projekt „Barista“.

Zum Hintergrund der Europawoche

Die Europäische Union begeht alljährlich am 9. Mai aus Anlass der „Schuman-Erklärung“ vom 9. Mai 1950 den „Europatag“. Der damalige französische Außenminister schlug mit ihr die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vor, aus der sich letztlich die heutige Europäische Union entwickelte. Dieser Vorschlag, der als „Schuman-Erklärung“ bekannt wurde, gilt als Grundstein der heutigen Europäischen Union.

Am 5. Mai 1949 wurde der Europarat gegründet. Er ist die führende Menschenrechtsorganisation Europas und hat 46 Mitgliedstaaten, von denen 27 Mitglieder der Europäischen Union sind.

Beide Daten werden in die sogenannte Europawoche einbezogen, die seit 1995 auf Initiative der deutschen Bundesländer in Kooperation mit der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Bund in Deutschland stattfindet.

Die Europaministerinnen und Europaminister sowie Europasenatorinnen und Europasenatoren der deutschen Länder beschließen in der Europaministerkonferenz (EMK) jeweils jährlich den genauen Zeitraum. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürgern das Thema Europa und die Europäische Union durch ein vielseitiges Informations- und Diskussionsangebot vor Ort näher zu bringen und den politischen Dialog über den europäischen Integrationsprozess und die damit verbundenen Veränderungen zu befördern.

Das Veranstaltungsprogramm wird in den einzelnen Ländern individuell geplant. In Brandenburg gehört dazu traditionell auch die Verleihung der Europaurkunden. Mehr Informationen über bundesweite Veranstaltungen der Europawoche: https://europawoche2022.de/