Wanderausstellung: Aktenkundig: „Jude!“
Nationalsozialistische Judenverfolgung in Brandenburg: Vertreibung - Ermordung - Erinnerung
- Erschienen am - PresemitteilungPotsdam – Finanzminister Dr. Helmuth Markov, Oberbürgermeister der Stadt Potsdam Jann Jakobs und der Direktor des Brandenburgischen Landeshauptarchivs PD Dr. Klaus Neitmann haben heute im Stadthaus Potsdam die Ausstellung Aktenkundig: “Jude!“ eröffnet. Ziel der Präsentation ist es, ein dunkles Kapitel der deutschen und brandenburgischen Geschichte zu beleuchten. Die Ausstellung dokumentiert die Vielzahl der Beteiligten und die unterschiedlichsten Facetten regionaler sowie lokaler antisemitischer Aktionen in den Jahren 1933 bis 1945. Einen zentralen Platz nehmen Dokumente aus Akten von Finanzbehörden, vor allem des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg ein. Die NS-Judenverfolgung wird anhand des Lebensalltags sowie ausgewählter Einzelschicksale geschildert. Mit der Präsentation wird der Bogen von der historischen Darstellung der NS-Judenverfolgung in der damaligen preußischen Provinz Brandenburg zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust im 1990 neu gegründeten Land Brandenburg geschlagen. Die Ausstellung ist bis zum 15. November 2013 im Stadthaus zu sehen.
In Folge der nationalsozialistischen Propaganda und Hetze kam es ab 1933 auch in Brandenburg zu antisemitischem Terror. Finanzminister Markov: „Das akribisch im Brandenburgischen Landeshauptarchiv recherchierte Material veranschaulicht das System der Judenverfolgung. Die Finanzverwaltung war hierbei eine wesentliche Stütze des NS-Regimes und trug massive Mitverantwortung für die nationalsozialistischen Verbrechen. Es ist uns daher ein besonderes Anliegen, sich mit diesem Unrecht auseinanderzusetzen und so auch ein Beitrag, die Geschichte einer Behörde aufzuarbeiten, welcher ich heute vorstehe.“
Oberbürgermeister Jakobs: „Für viele damalige Behördenmitarbeiter – eben auch in der Finanzverwaltung – waren Juden schlicht Aktenvorgänge, die aufgrund der unmenschlichen Rechtsgebung im Nazireich zur Unterdrückung, Vertreibung, Enteignung und späteren Vernichtung nutzbar gemacht wurden. Dass es sich hierbei eigentlich um Menschen, um Schicksale, ja um ganze Familien handelte, spielte keine Rolle. Es ist gut und wichtig, heute daran zu erinnern, dass ein Verwaltungsakt dieser Prägung die betroffenen Bürgerinnen und Bürger entmenschlicht und ihnen somit das Persönliche, das Unterscheidbare, das Einmalige genommen hat.“
Direktor Neitmann: „Die aus den Unterlagen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs ersichtlichen individuellen Schicksale verdeutlichen, mit welcher radikalen Konsequenz der staatlich verordnete Antisemitismus unter Einsatz der Verwaltung den einzelnen Juden aus seinem Lebensumfeld ausgrenzte, aus dem Lande trieb oder schließlich in Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordete. Die Aufarbeitung dieser Verfolgungen, wie sie von Schülerinnen und Schülern betrieben worden ist und zu zahlreichen Stolpersteinverlegungen geführt hat, macht durch die Erinnerung an die Einzelpersönlichkeit den menschenverachtenden NS-Terror eindringlich bewusst.“
Am 7. November 2013 findet im Stadthaus Potsdam eine Vorführung zum Dokumentarfilm „Menschliches Versagen“ von Michael Verhoeven anlässlich des 75. Jahrestages der Pogromnacht vom 9. November 1938 statt. Dieser befasst sich mit der Frage, in welchem Maße die Zivilbevölkerung von der Entziehung von jüdischem Vermögen in der NS-Zeit profitierte. Regisseur Michael Verhoeven und Co-Autorin Luise Lindermair beantworten im Anschluss Fragen zum Film.
Hintergrund:
Ausstellung vom 2. September bis 15. November 2013 im
Stadthaus Potsdam
Friedrich-Ebert-Str. 79/81
14469 Potsdam
Öffnungszeiten
Mo 10:00 – 18:00 Uhr
Di – Do 08:00 – 18:00 Uhr
Fr 08:00 – 14:00 Uhr
Sa 08:00 – 12:00 Uhr
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