25 Jahre Brandenburgs Fachhochschule für Finanzen

Festakt zum Jubiläum der Hochschule und der weiteren Einrichtungen der Finanzverwaltung in Königs Wusterhausen: Von der Kreide in die Cloud

- Erschienen am 01.07.2016 - Presemitteilung 39/2016

Königs Wusterhausen – Am heutigen Freitag würdigten Brandenburgs Staatssekretärin der Finanzen Daniela Trochowski und Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen im Rahmen eines Festaktes zum 25-jährigen Bestehen die Fachhochschule für Finanzen, die Landesfinanzschule und das Fortbildungszentrum der Finanzverwaltung in Königs Wusterhausen. Rund 250 Gäste, Studierende und Lehrkräfte nahmen an der Festveranstaltung teil.

Staatssekretärin Daniela Trochowski hob insbesondere die spürbar positive Entwicklung des Bildungscampus der Finanzverwaltung in Königs Wusterhausen hervor: „Für den Aufbau einer modernen Finanzverwaltung im Land Brandenburg und in unseren Kooperationsländern steht das Aus- und Fortbildungszentrum Königs Wusterhausen als Partner für die praxisbezogene Theorie bereit und gilt heute als Garant für qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildung, als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis.“ Insbesondere an die Studierenden gerichtet fügte sie hinzu: „Wir alle arbeiten an einer Aufgabe: der Sicherung der Finanzen des Landes Brandenburg für das Gemeinwohl. Das ist eine herausfordernde und zugleich großartige Aufgabe!“

Die Direktorin der Fachhochschule Bettina Westphal, welche die Veranstaltung unter das Motto „Von der Kreide in die Cloud“ gestellt hatte, begrüßte den Medienwissenschaftler Prof. Dr. Gerald Lembke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, der zu diesem Thema eine Festvorlesung hielt. Bettina Westphal unterstrich die Bedeutung der intelligenten Nutzung von Digitalen Medien für die Finanzverwaltung folgendermaßen: „E-Government und Digitalisierung spielen in der Finanzverwaltung bereits eine bedeutende Rolle und werden künftig noch eine viel größere Bedeutung erlangen. Die elektronische Bearbeitung von Steuerfällen muss deshalb bereits im Studium und in der Ausbildung trainiert werden, um sicherzustellen, dass die Finanzverwaltung modern und leistungsfähig bleibt.“

Neben der Festvorlesung war die feierliche Verleihung von Ehrennamen für die vier wichtigsten Gebäude auf dem Campus ein weiterer Höhepunkt der Festveranstaltung. Mit der Benennung des Verwaltungsgebäudes nach Edith Bach, des Seminargebäudes nach Lothar Kreyssig, des Hörsaalgebäudes nach Rolf Grabower und eines Unterkunftsgebäudes nach Martha Mosse soll das Andenken an Menschen aus der Region, die explizit für viele Schicksale aus der NS-Zeit stehen, bewahrt und geehrt werden, so Staatssekretärin Trochowski. Seit heute erinnern Ehrentafeln am jeweiligen Gebäude an diese vier Persönlichkeiten.

Im Rahmen der Festveranstaltung können die Gäste eine eigens für diesen Anlass von Studierenden entwickelte Ausstellung, unter anderem zum Thema „Smartphonesucht“, im Erdgeschoss des Rolf-Grabower-Hauses besuchen oder den Campus besichtigen. Zur Party ist ab 17 Uhr geladen. Auf zwei Bühnen wird ein unterhaltsames Programm geboten: Im Wechsel spielt die Band Jazz ‚n‘ Tax, und es werden Wegbegleiter/innen der vergangenen 25 Jahre interviewt. Ab 20 Uhr sind die rund 500 Gäste der Abendveranstaltung im Mensagebäude zum Tanz in den sommerlichen Abend eingeladen.

 

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Hintergrund zu den Persönlichkeiten der Umbenennungen:

Die 1894 geborene Edith Bach ist mit der Stadt Königs Wusterhausen als „Wiege des Rundfunks“ eng verbunden. Als am 22. Dezember 1920 mit einem Weihnachtskonzert die erste Rundfunksendung Deutschlands vom Funkerberg in Königs Wusterhausen gesendet wurde, war ihre Stimme zu hören. Unter den Nationalsozialisten musste die Opernsängerin trotz ihrer Popularität Deutschland wegen ihrer jüdischen Wurzeln verlassen. Das Verwaltungsgebäude ist nach Edith Bach benannt.

Der evangelische Christ Lothar Kreyssig war zeitweise Amtsrichter am Amtsgericht in Brandenburg an der Havel. Während der NS-Zeit zeigte er Zivilcourage, indem er als einziger deutscher Richter die Euthanasiemorde der Nationalsozialisten anprangerte. Er war Mitglied der Bekennenden Kirche und später Befürworter der Ökumene. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte er sich gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands und setzte sich für eine Aussöhnung mit Israel ein. Bis heute hinterlässt sein Wirken Spuren: Er war Mitbegründer der „Aktion Sühnezeichen“. Das Seminargebäude ist nach Lothar Kreyssig benannt.

Die Vita der 1884 geborenen Martha Mosse ist facettenreich und für ihre Zeit herausragend. Die Tochter aus gutem Hause studierte Jura und promovierte erfolgreich. 1926 wurde sie erste Polizeirätin in Berlin. Mehr Respekt noch als ihr Durchsetzungswille in der damaligen Männerdomäne Polizei verdient jedoch ihr Wirken als Leiterin der Wohnungsberatungsstelle der Jüdischen Gemeinde in Berlin. Während des Nationalsozialismus verhalf sie jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zur Flucht. Das Unterkunftsgebäude Haus 5 ist nach Martha Mosse benannt.

Als Begleiter der Einführung der Umsatzsteuer und Architekt der modernen Betriebsprüfung hat sich Rolf Grabower große Verdienste um die deutsche Steuerverwaltung erworben. Unter den Nationalsozialisten wurde er zwangspensioniert und später nach Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung kehrte er an den Obersten Finanzgerichtshof in München zurück. Bis 1952 war er Oberfinanzpräsident in Nürnberg. Das Hörsaalgebäude ist nach Rolf Grabower benannt.

 

Bauinformationen zum Campus:

 

Richtfest

Gesamtbaukosten

Nutzfläche

Seminargebäude

2. 5. 2007

5,3 Millionen Euro

1.750 Quadratmeter

Hörsaalgebäude

7.12.2006

7,9 Millionen Euro

3.300 Quadratmeter

Mensa

17.5.2010

6,2 Millionen Euro

1.400 Quadratmeter

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Ident-Nr
39/2016
Datum
01.07.2016